Mittwoch, 15. Februar 2012

Swadesh-Liste Glossa Nova

Eine Swadesh-Liste führt den Minimalwortschatz einer Sprache auf. Hier folgt die Swadesh-Liste für Glossa Nova.

1. ich – ēgo
2.du – tū
3. er – hī
4. wir – vī
5. ihr – iī
6. sie - onī
7. dieses – dīs
8. jenes – iēnes
9. hier – hīr
10. dort – dār
11. wer – quēr
12. was – quad
13. wo – quōr
14. wann – quan
15. wie – quī
16. nicht – nit
17. alle – alli
18. viele – meni
19. einige – ēnichi
20. wenige – vēnichi
21. andere – anderi
22. eins – ēnus
23. zwei – tōus
24. drei – trēus
25. vier – fīrus
26. fünf – fimmus
27. groß – grōtus
28. lang – longus
29. breit – brēdus
30. dick – diccus
31. schwer – svārus
32. klein – littilus
33. kurz – curtus
34. eng – narvus
35. dünn – tinnus
36. Frau – quinō
37. Mann – mannus
38. Mensch – menscus
39. Kind – barnum
40. (Ehe-)Frau – quinō
41. (Ehe-)Mann – mannus
42. Mutter – mōder
43. Vater – fāder
44. Tier – dīrum
45. Fisch – fiscus
46. Vogel – fōgulus
47. Hund – hundus
48. Laus – lausis
49. Schlange – slanga
50. Wurm – vormus
51. Baum – bōmus, bagmus
52. Wald – scōgus
53. Stock – stoccus
54. Frucht – fruktis
55. Samen – sāmen
56. Blatt – bladum
57. Wurzel – rōta, vurtilis
58. Rinde – rinda
59. Blume – blōma
60. Gras – grāsum
61. Seil – rēpum
62. Haut – schinnis
63. Fleisch – flescum
64. Blut – blōdum
65. Knochen – bēni
66. Fett – fettum
67. Ei – eggum
68. Horn – hornum
69. Schwanz – svantius
70. Feder – fēder
71. Haar – hārum
72. Kopf – coppus
73. Ohr – ōrum
74. Auge – augis
75. Nase – nœsa
76. Mund – mundus
77. Zahn – tandus
78. Zunge – tunga
79. Fingernagel – fingronāgulus
80. Fuß – fōtus
81. Bein – noga
82. Knie – colēnum
83. Hand – handis
84. Flügel – vingis
85. Bauch – baucus
86. Gedärme – darmi
87. Hals – halsus
88. Rücken – selgis
89. Brust – brustis
90. Herz – hertum
91. Leber – lēver
92. trinken – drinchere
93. essen – ēdere
94. beißen – bītere
95. saugen – sūgere
96. spucken – spūtere
97. sich übergeben – speivere
98. blasen – blōsere
99. atmen – andere
100. lachen – lacchere
101. sehen – vīdiere
102. hören – hœrere
103. wissen – vēdere
104. denken – denchere
105. riechen – smellere
106. fürchten – bangere
107. schlafen – sōvere
108. leben – līvere
109. sterben – sterbere
110. töten – chillere
111. kämpfen – chempere
112. jagen – iāgere
113. schlagen – slāgere
114. schneiden – snīdere
115. spalten – spaltere, splittere
116. stechen – stīchere, stingere
117. kratzen – grātere
118. graben – grāvere
119. schwimmen – svimmere, plīvere
120. fliegen – flīgere
121. gehen – īdere
122. kommen – comere
123. liegen – leiere
124. sitzen – sidere
125. stehen – standere
126. drehen – dreiere
127. fallen – fallere
128. geben – gīvere
129. halten – holdere
130. quetschen – squīsere
131. reiben – rīvere
132. waschen – vaschere
133. wischen – vissere
134. ziehen – trecchere
135. drücken – drucchere
136. werfen – verpere
137. binden – bindere
138. nähen – nœchere
139. zählen – tellere
140. sagen – seiere
141. singen – singere
142. spielen – pleiere, spēlere
143. schweben – svēvere
144. fließen – flītere
145. frieren – frīsere
146. schwellen – svellere
147. Sonne – sunna
148. Mond – mānus
149. Stern – sternus
150. Wasser – vanduō
151. Regen – regnus
152. Fluss – flussus
153. See – iærvis
154. Meer – mērum
155. Salz – saltum
156. Stein – stēnus
157. Sand – sandus
158. Staub – stōvus
159. Erde – erda
160. Wolke – volca
161. Nebel – mistus
162. Himmel – himmelus
163. Wind – vindus
164. Schnee – snēus
165. Eis – īsum
166. Rauch – rōcus
167. Feuer – fiurum
168. Asche – asca
169. brennen – brennere
170. Straße – strātis, ūlitia
171. Berg – bergus
172. rot – rœdus
173. grün – grœnus
174. gelb – gelbus
175. weiß – vitus
176. schwarz – svartus
177. Nacht – noctis
178. Tag – dāgus
179. Jahr – iārum
180. warm – varmus
181. kalt – coldus
182. voll – fullus
183. neu – niūvus
184. alt – aldus
185. gut – gūdus
186. schlecht – ūbilis
187. faul (verfault) – faulicus
188. schmutzig – drecchicus
189. gerade – gerādus
190. rund – rundus
191. scharf – scarpus
192. stumpf – stumpus
193. glatt – glattus
194. nass – nassus
195. trocken – driccus
196. richtig – ricticus
197. nah – nērus
198. fern – fernus
199. rechts – rechter
200. links – venster
201. bei – apud
202. in – in
203. mit – cum
204. und – et
205. falls – if
206. weil – nam
207. Name – nāmus

Die folgenden Einträge entsprechen der erweiterten Swadesh-Liste, wie sie auf Wikipedia für eine Reihe von Indianersprachen verwendet wird.

208 – Haus – hūsum
209 – Mauer – mūris
210 – Hirsch – hirvis
211 – Maus – mausis
212 – Hase – hārus
213 – Adler – arnus
214 – Spinne – spīder
215 – Gesicht – antlitium
216 – Körper – chœrper
217 – Nabel – nābulus
218 – Finger – finger
219 – krank – crancus
220 – Nadel – nādulis
221 – Kleidung – clamottæ
222 – Donner – donner
223 – Blitz – blixus
224 – über – ōver
225 – unter – under
226 – husten – hūstere
227 – kaufen – cōpere
228 – wählen – chiusere
229 – wachsen – grōvere
230 – öffnen – opnere
231 – stehlen – stēlere
232 – träumen – draumere
233 – weinen – grautere, grētere
234 – gähnen – gænere
235 – kochen – cocchere
236 – sechs – six
237 – sieben – sībem
238 – acht – achtem
239 – neun – nīus
240 – zehn – tenem


Verben

FORFLIXTA GRAMMATICA (II):
CONIUGATIO VERBORUM

Hier zur Abwechslung mal eine gute Nachricht: Das Verbalsystem des Glossa Nova ist gegenüber dem Latein stark vereinfacht. Es gibt nur zwei nicht zusammengesetzte Zeiten und lediglich eine Konjugationsklasse. Diese entspricht praktisch der konsonantischen Konjugation im Lateinischen, wobei im Glossa Nova statt des Fugen-i ein kurzes e steht. 
N.B.: Die Infinitivendung -ere ist immer unbetont.

Konjugationsmuster: lēsere lesen

Gegenwart
lēsō ich lese
lēses
lēset
lēsemus
lēsetis
lēsunt

Vergangenheit
lēsēbam ich las
lēsēbās
lēsēbat
lēsēbāmus
lēsēbātis
lēsēbant

Die Mittelwörter (Partizipien) werden durch Anhängen von -entis bzw. -ītus an den Wortstamm gebildet: lēsentis lesend, lēsītus gelesen.


Haupt- und Eigenschaftswörter

FORFLIXTA GRAMMATICA (I):
DECLINATIO SUBSTANTIVORUM ADIECTIVORUMQUE

Hauptwörter werden im Glossa Nova, wie im Deutschen und den übrigen germanischen Sprachen (außer Englisch), nach drei grammatischen Geschlechtern unterschieden. Das Geschlecht ist meist an der Endung zu erkennen:
Wörter auf -us sind männlich: mannus Mann, bergus Berg, flussus Fluss.
Wörter auf -a sind weiblich: blōma Blume, sunna Sonne, volca Wolke.
Wörter auf -um sind sächlich: barnum Kind, feldum Feld, hūsum Haus.
Wörter auf -is und -er können männlich, weiblich oder sächlich sein: furtis (w) Furt, iærvis (m) See; suister Schwester, brōder Bruder.

Bei Entlehnungen aus dem Deutschen lässt sich die Endung der Glossa Nova-Entsprechung anhand folgender Regeln ablesen:
Männliche Wörter, die auf einen Mitlaut ausgehen, enden in der Glossa Nova auf -us: 
der Mann > mannus, der Stern > sternus, der Turm > turmus.
Weibliche Wörter, die auf -e ausgehen, enden in der Glossa Nova auf -a: 
die Sprache > sprācha, die Quelle > quella, die Wange > vanga.
Sächliche Wörter, die auf einen Mitlaut ausgehen, enden in der Glossa Nova auf -um: 
das Dorf > dorfum, das Buch > būcum, das Land > landum. 
Männliche und sächliche Wörter, die auf -e ausgehen sowie weibliche, die auf einen Mitlaut enden, enden in der Glossa Nova auf -is: 
das Auge > augis, die Luft > luftis. 
Wörter, die im Deutschen auf -er ausgehen, enden auch im Glossa Nova auf -er: donner, hammer, suister.

Entsprechendes gilt für Entlehnungen aus slawischen Sprachen: 
Männliche Wörter, die auf einen Mitlaut ausgehen, erhalten im Glossa Nova die Endung -us (z. B. den Tag, als Gegensatz zur Nacht > dēnus)
Sächliche Wörter, die in den slawischen Sprachen auf -o enden, erhalten die Endung -um (z. B. koleno Knie > colēnum).
Weibliche Wörter behalten die Endung -a, die sie auch in den slawischen Sprachen haben (z. B. komnata Zimmer > comnata).

Eigenschaftswörter richten sich in Geschlecht, Zahl und Kasus nach dem Hauptwort, auf das sie sich beziehen. Sowohl für Haupt- als auch für Eigenschaftswörter gibt es jeweils mehrere Deklinationsklassen. Da ihre Endungen bis auf eine Ausnahme (Genitiv Plural von -is*) gleich sind, werden Haupt- und Eigenschaftswörter hier in einer gemeinsamen Aufstellung zusammengefasst.


1. HAUPT- UND EIGENSCHAFTSWÖRTER AUF -a
Beispiel: blōma Blume, gelba gelb
Einzahl
Nom.  blōma gelba
Gen.   blōmæ gelbæ
Dat.    blōmæ gelbæ
Akk.   blōmam gelbam
Mehrzahl
Nom.  blōmæ gelbæ
Gen.   blōmārum gelbārum
Dat.    blōmīs gelbīs
Akk.   blōmās gelbās


2. HAUPT- UND EIGENSCHAFTSWÖRTER AUF -us
Beispiel: hundus Hund, svartus schwarz
Einzahl
Nom.   hundus svartus
Gen.    hundī svartī
Dat.     hundō svartō
Akk.    hundum svartum
Mehrzahl
Nom.  hundī svartī
Gen.   hundōrum svartōrum
Dat.    hundīs svartīs
Akk.   hundōs svartōs


3. HAUPT- UND EIGENSCHAFTSWÖRTER AUF -um
Beispiel: feldum Feld, grœnum grün
Einzahl
Nom.  feldum grœnum
Gen.    feldī grœnī
Dat.     feldō grœnō
Akk.    feldum grœnum
Mehrzahl
Nom.  felda grœna
Gen.   feldōrum grœnōrum
Dat.    feldīs grœnīs
Akk.   felda grœna


4. HAUPT- UND EIGENSCHAFTSWÖRTER AUF -er
Beispiel: fāder Vater, clever schlau
Einzahl
Nom.  fāder clever
Gen.   fāderī cleverī
Dat.    fāderō cleverō
Akk.   fāderum cleverum
Mehrzahl
Nom.  fāderī cleverī
Gen.   fāderōrum cleverōrum
Dat.    fāderīs cleverīs
Akk.   fāderōs cleverōs


5. HAUPT- UND EIGENSCHAFTSWÖRTER AUF -is
Beispiel: handis Hand, scaunis schön
Einzahl
Nom.  handis scaunis
Gen.   handis scaunis
Dat.    handī scaunī
Akk.   handem scaunem
Mehrzahl
Nom.   handēs scaunēs
Gen.    handērum scaunium*
Dat.     handibus scaunibus
Akk.    handīs scaunīs

Schreibung, Aussprache und Betonung

Glossa Nova wird mehr oder weniger phonetisch geschrieben und orientiert sich dabei am Latein. Die meisten Buchstaben und -verbindungen werden ausgesprochen wie im Deutschen. Zu beachten ist:

c vor e, i, y, æ und œ wie das deutsche z, sonst wie k
ch wie k
i vor Vokalen wir j, sonst i
qu wie im Italienischen, d. h. k + kurzes w
r gerolltes Zungenspitzen-r
s zwischen Vokalen stimmhaft wie in sausen, sonst stimmloses, scharfes s (wie ß)
ti + Vokal wie deutsches z + kurzes i
v wie das deutsche w
y wie kurzes ü
z wie d + stimmhaftes s

Ein Strich über einem Vokal zeigt an, dass dieser lang zu sprechen ist: māchere machen, lēsere lesen, gībelus Giebel, blōma Blume, hūsum Haus. Die Ligaturen æ und œ können wahlweise als regelrechte Diphthonge ausgesprochen werden, wobei das e nach i hin klingt (ai bzw. oi) oder als Umlaute, also æ wie ein offenes e (dt. ä) und œ wie das deutsche ö: græta Gräte, blœdus blöd.
Die Betonung liegt auf der vorletzten Silbe, wenn a) der Vokal dieser Silbe lang ist oder b) ihm mehrere Konsonanten folgen. Ist der Vokal der vorletzten Silbe hingegen kurz und steht dahinter nur ein einzelnen Konsonant, wird die drittletzte Silbe betont: gībelus Giebel, māchina Maschine, sputnicus Begleiter, Trabant, Satellit.
Merke: Die Betonung kann niemals auf der letzten Silbe liegen.


Glossa Nova


Dies ist ein Blog über das Plansprachenprojekt Glossa Nova. Sein Alleinstellungsmerkmal: Es verbindet eine überwiegend lateinische Grammatik mit einem überwiegend (west-) germanischen Wortschatz. So stammen die meisten Haupt-, Zeit- und Eigenschaftswörter sowie die Fragefürwörter aus germanischen Sprachen, während persönliche Fürwörter und Bindewörter meist dem Lateinischen entnommen sind. Daneben gibt es im Glossa Nova auch Entlehnungen aus slawischen, finnougrischen, baltischen und keltischen Sprachen*. Die Morpheme des Glossa Nova sind vorwiegend lateinischen Ursprungs; allerdings wurde der Formenbestand in Annäherung an die germanischen Sprachen reduziert.
Während andere Plansprachen (z. B. Esperanto, Ido, Novial oder Glosa) nach möglichst großer Einfachheit in Grammatik und Wortschatz und damit leichter Erlernbarkeit streben, spielen diese Merkmale bei der Ausgestaltung des Glossa Nova keine Rolle. Dies macht sich vor allem in dem System der Flexionen bemerkbar; so haben z. B. Hauptwörter drei Geschlechter wie im Lateinischen oder Deutschen, und es gibt mehrere Deklinationsklassen (aber immerhin ein paar weniger als im Latein). Auch erlaubt sich das Glossa Nova einige Synonyme**, was in einem als internationale Hilfssprache konzipierten Projekt ebenfalls tabu wäre.
Glossa Nova hat allerdings auch nicht die Zielsetzung der oben erwähnten Plansprachen. Es ist einfach eine Spielerei, um sich mit den Freuden der lateinischen Grammatik zu beschäftigen, und erhebt nicht den Anspruch, eine Hilfssprache für den internationalen Austausch oder für ähnliche Zwecke zu werden. Für das Plansprachenprojekt Glossa Nova gilt vielmehr:

Spassus est, et spassum māchere sollet.
(Ein Spaß ist es, und Spaß soll es bereiten.) 

* z. B. comnata Zimmer, smotrīere schauen; cummitus Gespenst, valmis fertig; vanduō Wasser; balma Höhle.
** z. B. balde/scōrō bald, stātim/sofortim sofort